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22..Getragen wird der kurze Abend von der totalen singspielerischen Identifikation Claudio Otellis, dem die Darstellung der Titelrolle mit packender Intensität gelingt. Wie er in Mimik und Gestik die zerstörte Seelenlandschaft eines Schizophrenen verdeutlicht, wie er alle Klippen der extrem komponierten Tessitura meistert, wie er übergangslos zwischen melodischer Linie, Flüstern, Lachen, Sprechen, Aufschrei und weiteren Modi stimmlicher Entäußerung variiert – das ist maßstabsetzend..
Der Fremde von nebenan Benedikt von Peter wirft in Luzern einen frischen Blick auf Verdi´s "Falstaff", mit einem großartigen Claudio Otelli in der Titelpartie und einem höchst eloquenten Clemens Heil am Pult ..John Falstaff kommt eben direkt aus dem Märchenbuch, aus der Welt der Ritter.. ..Etwas fehlt ihm in der Luzerner Produktion allerdings, und da durfte die Kostümbildnerin Ulrike Scheiderer nicht unterstützend wirksam werden: der Bauch, der zu Falstaff gehört wie der Wäschekorb. Claudio Otelli ist ein schlanker, ranker Darsteller von stattlicher Körpergröße, weshalb sein temporäres Domizil, das den Abend über immer näher an die Zuschauer heranrückt, besonders kleinformatig erscheint. Er braucht kein Embonpoint, um auf das andere Geschlecht zu wirken; die schiere Erscheinung genügt - und sein Gesang tut das Seine dazu. Otelli verfügt über einen ungemein sonoren, großartig wandlungsfähigen Bariton, weshalb er des Titelhelden Selbstgefälligkeit wunderbar ausspielen kann. Dass das Orchester bisweilen etwas anderer Meinung ist, darf man ebenfalls und durchaus mit Schmunzeln zu Kenntnis nehmen..
