Jonathan Michies Papageno steht Tamino mit Komik, Unbekümmertheit und einem herrlich breiten Bariton zur Seite. (Jonathan Michie's Papageno supports Tamino with humor, carefreeness and a wonderfully broad baritone.)
Zumal die Sänger eine imposante Ensembleleistung vollbringen und sich vor der Brüsseler Luxusbesetzung keineswegs verstecken müssen: Allen voran die lyrisch ausschwingende, dabei zupackende Camille Schnoor in der Mammutpartie der zweiten Tochter.
Zudem werden zwei Schlüsselfiguren des Dramas musikalisch besonders hervorgehoben. Die eine ist die mittlere Tochter. Sie ist die agilste der drei Schwestern: Eine vergleichsweise erfolgreiche Fernsehmoderatorin, attraktiv, artikulationsfähig und artikulationsfreudig, sensibel mit leichter Tendenz zur Hysterie, nicht ohne Schuldbewusstsein angesichts der Waffengeschäfte des Vaters und nicht ohne düstere Vermutungen anlässlich von Oris nächtlichen Ausgängen. Sie wird von der Familie bewundert, die immer wieder ihre offensichtlich trivialen Fernsehsendungen einschaltet, während sie selbst sich vor ihrer Fernseh-Erscheinung zu ekeln beginnt. Manchmal schwärmt sie für den Garten, den das Bühnenbild in einem Fensterausschnitt im Herbstlaub zeigt; dann gibt ihr Boesmans einen orchestralen Hintergrund, der von Wagners Idyllen im „Ring“ inspiriert ist. In ihren nachdenklichen, lyrischen Momenten entwickelt sich ein barock anmutender, ganz ungekünstelter, aber dennoch expressiver Arioso-Tonfall. Gesanglich, optisch und darstellerisch hinterlässt Camille Schnoor in dieser Rolle einen nachhaltigen Eindruck.