Am Anfang steht die Gewissheit, in der besten aller möglichen Welten zu leben. Nach einem folgenschweren Kuss gerät das Dasein jedoch aus den Fugen und treibt Candide in ein sich überstürzendes Weltgetümmel. Eine Reise steter Aufbrüche führt zu einem nomadischen Leben, von dessen Stationen Leonard Bernstein bereits seit seiner Studienzeit fasziniert gewesen ist. Mit »Candide« schuf Voltaire Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine Abrechnung mit dem Optimismus seiner Zeit. Nicht jedem gefiel die »infernalische Fröhlichkeit«, die Madame de Staël dem Werk attestierte. Doch traf Voltaire einen Nerv, der Bernstein noch zweihundert Jahre später veranlassen wird, das schöne neue Leben der Goldenen Fünfziger Jahre in Amerika mit ebenso beißender Ironie zu entlarven. Kein Wunder, dass die Premiere des Musicals 1956 in New York in der ersten Fassung ein Misserfolg wurde, bevor es 1974 überarbeitet dann zahlreiche Preise erhielt und 1988 noch enger an Voltaire geführt in letzter Fassung Triumphe feierte. Ein opulenter Stilreigen von Operette, Musical, Oper, Vaudeville, Slapstick und Mahler-Lied sorgt für eine leichte, parodistische Tonsprache, die noch heute unsere vielfach eingeübten Hör-Erwartungen mit trockenem Witz und einer Menge Herz auf die Probe stellt.
Konzertante Aufführung der komischen Operette in zwei Akten mit Zwischentexten von Loriot.