Organization

Admin

Salzburger Festspiele

Orchestra

Wiener Philharmoniker

Direction de choeur

Jörn Hinnerk Andresen

Others

Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor

Direction d'orchestre

Mirga Gražinytė-Tyla

Mise en scène

Krzysztof Warlikowski

Décors

Małgorzata Szczęśniak

Costumes

Lumières

Felice Ross

Video

Kamil Polak

Chorégraphie

Claude Bardouil

Dramaturgie

Christian Longchamp

Chanteur

Ténor

Bogdan Volkov

Fürst Leo Nikolajewitsch Myschkin

Soprano

Ausrine Stundyte

Nastassja Filippowna

Basse

Vladislav Sulimsky

Parfion Rogoschin

Baryton

Iurii Samoilov

Lebedjew

Baryton-basse

Clive Bayley

Iwan Fjodorowitsch Jepantschin

Mezzo-soprano

Margarita Nekrasova

Jelisaweta Prokofjewna Jepantschina

Xenia Puskarz Thomas

Aglaja

Jessica Niles

Alexandra

Pavol Breslik

Gawrila Ardalionowitsch Iwolgin/Ganja

Aleksander Kravets

Ein Messerschleifer

Jerzy Butryn

Afanassi Iwanowitsch Totzki

russe

Der Idiot -  (L'Idiot)

Salzbourg

Autriche

Felsenreitschule

Public

L'Idiot

Sharan Allad

allemand

anglais

Valide

„Die Welt wird durch Schönheit gerettet werden.“
Welches Geheimnis trägt dieser Mensch in sich? Welches verborgene Wissen um die Welt gibt ihm Zutritt zur Wahrheit derer, denen er begegnet? Was jeder von uns an Heimlichkeit hütet, was keiner von uns nach außen dringen lassen will – dieser Mensch, dieser Fürst, der „Idiot“, findet es heraus. Seine Aura ist ebenso anziehend wie beängstigend. Man sucht seinen Blick und fürchtet seine Anwesenheit. Man erholt sich nie davon, ihm begegnet zu sein. Der „Idiot“ besitzt eine destabilisierende Kraft, die die Gesellschaft in ihrer Brutalität und Vulgarität, in ihrer Kompromissbereitschaft und mit ihren dunklen Trieben nicht dulden kann. Der „Idiot“ stellt die Umkehrung der allgemeinen Werte dar. Ein Wert hingegen beherrscht ihn vor allen anderen: Mitleid. Und wer uns gegenüber Mitleid zeigt, vor dem schwindet jeder Widerstand. Mitleid bringt die nackte Seele zum Vorschein. Es entwaffnet.

Wir leben in einer Welt, in der Wladimir Putin seit dem 24. Februar 2022 versucht, das Volk und die Kultur der Ukraine zu vernichten; in einer Welt, in der seit dem 7. Oktober 2023 die grauenhafte Gewalt der Islamisten und die darauffolgende Vergeltung des Staates Israel Leid verursachen, wie wir es seit Jahrzehnten nicht mehr kennen. Hass greift um sich, Menschlichkeit wird mit Füßen getreten. Die Stimme des Mitleids wird vom Kriegslärm erstickt. Wenn nun eine Person (ob real oder, wie hier, fiktiv) angesichts der menschlichen Abgründe durch ihre Worte oder Haltung, durch ihre Wahrhaftigkeit, die jegliche Lüge und Berechnung ausschließt, Herzensgüte und Mitleid gebietet, fürchten wir uns vor der Unerhörtheit einer grenzenlosen Liebe. Fürst Myschkin ist der Name dieser skandalösen lichtdurchfluteten Zärtlichkeit. Einer Zärtlichkeit, die über jedes moralische Urteil erhaben ist. Bedingungslose Liebe gleicht einem Taumel, auf den wir niemals vorbereitet sind.

Aus Dostojewskis Roman Der Idiot (1869) hat der polnisch-sowjetische Komponist Mieczysław Weinberg Mitte der 1980er-Jahre seine siebte und letzte Oper geschaffen – neben Die Passagierin sein zweites Hauptwerk für die Bühne. Weinbergs Idiot wurde lange verkannt, doch seine Bedeutung innerhalb der Operngeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist mittlerweile unbestritten. Dem Dirigenten Thomas Sanderling, einem engen Freund des Komponisten, verdanken wir die erste vollständige Aufführung der Oper im Jahr 2013 – 17 Jahre nach Weinbergs Tod – in Mannheim. Wie auch der Geiger Gidon Kremer hat sich Sanderling in den letzten Jahren unablässig bemüht, dem Publikum Werke von Weinberg zu Gehör zu bringen, deren Schönheit man erst heute gänzlich erfasst.

Eine beachtliche Rolle in Weinbergs Leben spielte Dmitri Schostakowitsch: Er unterstützte den jungen jüdischen Komponisten aus Polen, der vor der deutschen Armee aus Warschau nach Minsk und danach Taschkent geflüchtet war und 1943 schließlich nach Moskau gelangte. Bis zu seinem Tod setzte er sich gegenüber den sowjetischen Machthabern, die versuchten, die Bedeutung der Musik Weinbergs herunterzuspielen, für dessen Werke ein. Weinberg widmete seine Oper Der Idiot bezeichnenderweise Schostakowitschs Andenken.

Die Salzburger Neuproduktion wird von Mirga Gražinytė-Tyla dirigiert, die sich ebenfalls seit Jahren für diesen außerordentlichen Komponisten begeistert. Nach Henzes The Bassarids, Strauss’ Elektra und Verdis Macbeth präsentiert der polnische Regisseur Krzysztof Warlikowski mit seiner Interpretation von Der Idiot seine vierte Festspielinszenierung.

Wie für jeden polnischen Künstler und Intellektuellen ist Dostojewskis Œuvre auch für ihn ambivalent. Warlikowski ermisst dessen außergewöhnliche Tiefe, ohne die Haltung des Schriftstellers in jenen Jahren zu vergessen, als er den Roman schrieb und Polen von den Russen besetzt war: den unbedingten Glauben an die Größe des russischen Volkes und die Gewissheit, dass nur das russische Zarenreich Europa vor dem Verfall bewahren könne. Dostojewskis Vorstellung von Russland findet in unserer Zeit ein befremdliches Echo. Warlikowski wird sich dem Werk jedoch vielmehr über die persönliche Sichtweise Weinbergs annähern und den Reichtum, die Spannung und die Charaktere dieser brillant gebauten Oper ausloten: den dunklen und gewalttätigen Rogoschin, die leidenschaftliche und unglückliche Schönheit Nastassja Filippowna, die geopferte junge Liebende Aglaja und natürlich das unergründliche Geheimnis, das Fürst Myschkin ist.

Deutsch

‘The world will be saved by beauty.’
What mystery does this man bear? What intimate knowledge of the world gives him access to the truth of those he meets? The secrets that each of us harbour, the secrets that none of us dare expose, this man, this prince, this ‘idiot’ knows them all. His aura attracts as much as it frightens. We seek his gaze as much as we fear his presence. An encounter with him leaves a lasting mark. The ‘idiot’ possesses a destabilizing power that society – with its brutality, its vulgarity, its compromises, its dark passions – cannot countenance. The ‘idiot’ represents the inversion of common values. One value, more than any other, stands out: compassion. When faced with he who shows compassion for me, for you, for us, our defences crumble. Compassion exposes the soul. It disarms.

We live in a world where, since 24 February 2022, Vladimir Putin’s Russia has been working to crush the people and culture of Ukraine, in a world where, since 7 October 2023, the monstrous violence of Islamists followed by the retaliation by the Israeli state have caused pain the likes of which we have not seen for decades. Hatred is spreading, humanity is being scorned. Buried beneath the din of war, the voice of compassion is not being heard. So when a real person or, as in this case, a fictional character sets tenderness and pity against the abysses of the human soul – by his words or attitudes, by the truth he speaks, free of all calculation and all lies – we are frightened by the scandal of a love that knows no bounds. Prince Myshkin is the name of this scandalous caress of light. A caress that transcends all moral judgement. Unconditional love is a vertigo for which we are never prepared.

In the mid-1980s, the Polish-born Soviet composer Mieczysław Weinberg turned Fyodor Dostoyevsky’s gripping novel The Idiot (1869) into his seventh and last opera, his other great work for the stage alongside Die Passagierin. Although Weinberg’s The Idiot long went unrecognized, its importance in the history of opera in the second half of the 20th century is now indisputable. It is to the conductor Thomas Sanderling, who was a close friend of the composer, that we owe the first performance of the work in its entirety, a performance that took place in Mannheim in 2013, 17 years after the composer’s death. Like the violinist Gidon Kremer, Sanderling has tirelessly sought in recent years to bring Weinberg’s works – whose beauty is now fully appreciated – to as wide an audience as possible.

Dmitry Shostakovich played a considerable role in Weinberg’s life. He supported the young Polish-Jewish composer, who had fled Warsaw to escape the German army – first reaching Minsk, before fleeing to Tashkent and finally settling in Moscow in 1943 – and defended Weinberg’s works to his last breath in the face of Soviet authorities who tried to downplay the importance of his music. It was to Shostakovich’s memory that Weinberg dedicated The Idiot.

The new Salzburg production of the opera is conducted by Mirga Gražinytė-Tyla, who for many years has also been passionate about this extraordinary composer. Following Henze’s The Bassarids, Strauss’s Elektra and Verdi’s Macbeth, the Polish director Krzysztof Warlikowski returns to the Festival to offer his vision of Weinberg’s little-known masterpiece.

Dostoyevsky’s work is a source of ambivalence for virtually all Polish artists and intellectuals. Although Warlikowski is well aware of the novel’s exceptional depth, he is equally aware of Dostoyevsky’s attitude towards Russian-occupied Poland in the years when he was writing The Idiot: his unconditional faith in the greatness of the Russian people and his firm belief that only the Russian Empire could save Europe from degeneration. Dostoyevsky’s idea of Russia resonates uncannily with our times. It is, however, through Weinberg’s personal vision, through the richness, tension and clever construction of this opera, that Warlikowski comes close to the crepuscular and violent Rogozhin, the passionate and unhappy beauty Nastasya Filippovna, the sacrificed young lover Aglaya, and of course the unfathomable mystery that is Prince Myshkin.

English

Crédits de représentation (Distribution et équipe de production )

Distribution

Équipage

Ensemble

Coproducteur