So populär Mozarts Oper Die Zauberflöte auch
ist, sie hat doch mehr zu bieten als Märchenhaftigkeit, eingängige Singspiel-Leichtigkeit
und Wiener Komödiantik. Tatjana Gürbaca, die
Regisseurin unserer Zürcher Produktion, spürt
auch den Tiefendimensionen dieses zwischen
handfestem Vorstadt-Theater und philosophischen Mysterienspiel changierenden Rätselwerks nach – dem Ernst, den Todesmotiven
und den existenziellen Fragen nach dem
Menschsein –, ohne den Humor zu vernachlässigen. Den Sphären der Königin der Nacht
ordnet sie eine urwüchsige, anarchische Welt
zu und stellt ihnen mit Sarastros Priestertempel
ein Reich der verspiesserten Ordnung gegenüber. Mit viel szenischer Fantasie lässt Gürbaca
diese Gegensätze aufeinanderprallen, kombiniert puren Theater- und Verkleidungsspass mit
tief melancholischen Szenen und zeigt die
weiblichen Figuren durchweg als starke Frauen:
Die sehr emanzipierte Königin der Nacht begehrt gegen die verknöcherte Männerwelt auf.
Die liebes- und lebenshungrige Pamina sucht
selbstbewusst einen Weg ins Leben, und die
drei Damen sind bärtige Piratenbräute.
Die junge amerikanische Sopranistin Lauren
Snouffer, die in der vergangenen Spielzeit die
Hauptrolle in der Zürcher Uraufführung von
Stefan Wirths Oper Girl with a Pearl Earring
sang, ist die Pamina in dieser Aufführungsserie,
unser Ensemblemitglied Thomas Erlank gibt
den Tamino, und einmal mehr ist Ruben Drole in seiner Paraderolle als Vogelfänger Papageno mit zwei echten Hühnern an seiner Seite
zu erleben.