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Vienna, Austria | Company

Organisaatio-arvostelut

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Es ist an der Zeit, die Welt zu einem besseren Ort zu machen

Nachvollziehbare und einfache Geschichten aus dem praktischen Leben, ironische Texte und witzige und pointierte Darbietungen ziehen die Aufmerksamkeit auch des Teiles des Publikums an, der moderner Musik vielleicht etwas ferner steht. Kluge Vokalkompositionen und kühne Instrumentalexperimente begeistern die Musikliebhaber und erweitern auch den Horizont der Profis. Jahr für Jahr bieten die kleinen Musiktheater wie das sirene Operntheater ihren Autoren ein lebendiges und kreatives Labor für neue Opern, in dem neue Ideen kochen und wo es einen Ort für sprachliche und stilistische Experimente gibt, wo die Grenzen des Genres erweitert werden und wo vor allem ein Publikum geschaffen wird, für das die moderne Oper wieder etwas bedeutet und nicht einfach nur erschreckend und unverständlich ist.

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24 joulukuu 2020muzlifemagazine.ruEvgeniia Lianskaya-Lininger
Wiens Kulturstadträtin über ihre Ratgeber

Die Jury sah beim Antrag des sirene Operntheaters bemerkenswerte innovative Qualität, besonders in der dramaturgischen Reflexion entscheidender Entwicklungen der Gegenwart, und in der zeitgemässen Weiterführung des Genres. Die jährliche Fördersumme wurde auf 290.000 Euro erhöht. Ein entscheidender Aspekt des Konzepts sind die Darstellung der kulturellen und sozialen Vielfalt Wiens, die Einbeziehung unterrepräsentierter Gruppen der Gesellschaft sowie Spielorte an der kulturell wenig versorgten Peripherie. Das Leitbild sieht natürlich auch die Förderung von bereits Etabliertem vor.

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14 huhtikuu 2021www.sirene.atVeronica Kaup-Hasler

Aikaisemmat tuotantoarvostelut

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Miameide - Die stillen Schwestern, Purgina
D: Kristine Tornquist
C: Antanina Kalechyts
WENN DER WUNSCH ZUR WIRKLICHKEIT ERKLÄRT WIRD

Viele Operninhalte haben sich von der Möglichkeit einer realen Handlung weit entfernt. Vielleicht auch deshalb, weil Realität nicht ausschlaggebend ist für eine von Musik beherrschte Kunstform. Im Idealfall bleibt Sprache eine bruchlose Grundlage für musikalische Gestaltung, und das noch lange bevor der erste Ton auf dem Notenpapier steht. Also ein „Gesamtkunstwerk“ von Text und Musik? Ein großes Wort soll nicht voreilig Lob streuen. Doch dürfte dem sirene Operntheater mit seiner Uraufführung im Jugendstiltheater Wien diese Synthese von Wort und Ton auch im künstlerischen Gegenwartsbetrieb gelungen sein. Die Kammeroper „Miameide“ mit der Musik von Julia Purgina und dem Libretto von Kristine Tornquist zeigt das Schicksal der Pflanzen vor dem Hintergrund einer von wirtschaftlichen Interessen und Notwendigkeiten geprägten Welt. Eine vor allem ethisch-philosophische Auseinandersetzung mit dem Thema, dem bei aller „Modernität“ das Streben nach Poesie nicht abhandengekommen ist. Das Orchester (Ensemble PHACE) ist auf der Bühne untergebracht und hinter einem durchsichtigen Vorhang schemenhaft zu erkennen. Die Handlung ist auf eine große leere Fläche davor verlegt. Das ist nichts Neues, muß es auch nicht sein, wenn dadurch die Konzentration auf die Aktionen verstärkt wird. Bühnenbild im traditionellen Sinn gibt es keines. Für Lebendigkeit sorgt jedoch ein „Zwischenvorhang“, der Bühne und Handlungsebene trennt. Und hier werden in Projektionen (Julia Libiseller, Germano Milite) Blumen in den verschiedensten Stadien ihrer Entwicklung gezeigt, eine stimmungsvolle ästhetische Ergänzung als reizvoller Kontrast zu manch harmonischen Dissonanzen. Das führt uns zur Musik. Sie wirkt überzeugend kompromißlos und reicht von zartester Transparenz bis zu engmaschigen Clusterbildungen, allerdings ohne traditionelle Hörer zu verschrecken. Die Partitur gewinnt im Laufe der etwa 75 Minuten dauernden Oper zunehmend an Aussagekraft, um schließlich mit einer beeindruckenden Steigerung für ein wirksames Finale zu sorgen. Das Libretto kommt mit einem Minimum an Handlung aus. Eine Arbeitslose (Mia) hat mit der Stellenvermittlung des Arbeitsamtes kein Glück. Weder in der Blumenhandlung noch in der Gärtnerei kann sie den Blumen, ihren „stillen Schwestern“, ein Leid zufügen. Selbst eine Büropflanze in der Getreidebörse findet ihr Mitleid: „Hier kannst du nicht gedeihen.“ Das Ende erinnert an die antike Verwandlungsthematik bei Daphne. Mia findet den Weg aus dieser Welt: „Durch die Blätter fällt grün das Sonnenlicht auf ihr Gesicht, sie lächelt und verschwindet im Buschwerk.“ Daß es ein Kaktus ist, der ihr diesen Weg weist, mag vielleicht auch als kleine ironische Tragikomik gesehen werden. Die Gesangsolisten agieren mit großem Einsatz, allen voran Johanna Krokovay als Mia und Romana Amerling als Sachbearbeiterin des Arbeitsamtes. Das Vokalensemble „Momentum Vocal Music“ sorgt unsichtbar hinter der Bühne für lautmalenden Farbenreichtum. Dirigentin Antanina Kalechyts beschränkt sich im wesentlichen auf klare Zeichengebung und setzt auf Akzente und kontrastierende Klangbilder. Für die Regie verantwortlich, unterstreicht die Librettistin Kristine Tornquist gleichsam aus erster Hand die zentrale Aussage der Handlung: „Unser Verstand bewegt sich von der Natur fort, wenn Imagination sich über das Erkennen erhebt, und der Wunsch zur Wirklichkeit erklärt wird.“ Eine utopische Realität also? Jury Everhartz zeigt mit dieser Produktion des sirene Operntheaters dem Musiktheater der Gegenwart neue Wege. Ein Gedankenspiel mit offenem Ausgang...... Die Besprechung bezieht sich auf die Aufführung vom 28. September 2023.

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01 lokakuu 2023www.sirene.atGeorg Hauer
Miameide - Silent Sister

Today I would like to share with you an extraordinary experience which I recently had. Honestly, I believe you simply must partake in! It's a fantastic cultural event that took place at the Jugendstiltheater am Steinhof, an architectural gem nestled within the historic confines of a former mental hospital. The spectacle in question was none other than the opera "MiaMeide"! As I sit down to pen this letter, my mind is still ablaze with the vivid memories of that wonderful evening. I have been a huge fan of the performing arts for many years, attending countless operas, plays, and ballets, but "MiaMeide" stands head and shoulders above the rest, and I genuinely believe it is an experience you should not miss. The Jugendstiltheater am Steinhof is, in itself, a sight to behold. The Jugendstil architectural style, a striking manifestation of the Art Nouveau movement, lends the theater an air of exceptional elegance. It's a masterful blend of form and function, where architectural beauty marries seamlessly with the purpose of the space. The fact that it is situated within the grounds of a former mental hospital adds an intriguing layer to its history, evoking a sense of both nostalgia and reverence. Now, let me delve into the heart of the matter—the opera itself. "MiaMeide" offers a profound exploration of contrasting worldviews: the stifling world of bureaucracy versus the world of a person who embraces nature as an equal partner in life's intricate dance. The characters who embody these worldviews are portrayed with such vividness and depth that it's impossible not to be moved. The clerks, portrayed by Romana Amerling, Benjamin Boresch and Johann Leutgeb, are nothing short of magnificent. Their performances are a testament to the brilliance of the cast, making the behavior of these bureaucrats on stage not only recognizable but alarmingly realistic. I found myself nodding in agreement, for I daresay we've all encountered such individuals at least once in our lives. But the true heart of the story lies with Mia, portrayed by the exceptionally talented Johanna Krokovay. Mia's character is a symphony of emotions—eliciting sympathy, self-compassion, and, above all, admiration for her courage to be herself in a world that values conformity. It's a portrayal that resonated deeply within me, and I believe it will do the same for you. Her journey is nothing short of inspiring, and you will find yourself rooting for her every step of the way. Now, let us talk about the production's visual marvels. Against the backdrop of the stage, a mesmerizing animation unfolds—a living tapestry of growing plants. Julia Libiseller and Germano Milite, the creative geniuses behind this animation, have conjured something truly remarkable. At first, the plants are timid, fearful, and resistant to their own growth—a reflection of the human condition, perhaps. But as the narrative unfolds, these plants undergo a breathtaking transformation, mirroring Mia's own journey of self-discovery and growth. The effect is nothing short of overwhelming, drawing you into a world where nature and humanity are intrinsically linked. It's here that the opera imparts a profound message—one that struck a chord with me. The unchecked growth of the plants serves as a metaphor for the consequences of humanity's aggressive and thoughtless treatment of the environment. It's a poignant reminder of the havoc we can unwittingly wreak upon the natural world. The opera's exploration of this theme is not just timely but a stark wake-up call for all of us to reflect on our relationship with nature. But let me assure you, my dear friend, that "MiaMeide" is not just a lecture on environmental responsibility. It's a captivating, thought-provoking, and deeply moving experience. The production's ability to seamlessly weave together powerful themes, exceptional acting, and stunning visual effects is nothing short of astounding. And then there's the music—a vital component of any opera. The music in "MiaMeide" is nothing short of innovative and intriguing. It complements the narrative beautifully, evoking a range of emotions that will leave you spellbound. It's a testament to the creative genius of the composer and the orchestra, who breathe life into every note, adding another layer of enchantment to the performance. In conclusion, my dear friend, I implore you to seize the opportunity to witness "MiaMeide" at the Jugendstiltheater am Steinhof. It's a production that not only entertains but elevates the soul. It's a cultural experience that will stay with you long after the final curtain falls. I genuinely believe that you will derive immense pleasure from what you see, hear, feel, and empathize with the main character, Mia. It's a journey of self-discovery and a profound exploration of our relationship with the natural world—an experience that promises to be unforgettable!

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27 syyskuu 2023www.sirene.atNadejda Komendantova
Alice, Schwertsik
D: Kristine TornquistMax Kaufmann
C: François-Pierre Descamps
Maailman ensi-ilta
Wunderland im Odeon – „Alice“, eine Revue von Kurt Schwertsik

Der ehemalige Saal der Börse für landwirtschaftliche Produkte, erbaut 1887 bis 1890 von Karl König, wurde 1988 unter Wahrung des denkmalgeschützten Bestandes vom Serapions Theater auf abenteuerliche Weise und ohne öffentliche Mittel als Theater adaptiert und anschließend um Produktionswerkstätten im Untergeschoß erweitert. Das Odeon wird seitdem als Bühne für Eigenproduktionen des Serapions Theater, die sich vor allem durch die Verbindung von Musiktheater, Tanz, Schauspiel und bildender Kunst auszeichnen, verwendet, ist Anziehungspunkt und Kooperationspartner für viele Kulturschaffende und beherbergt seit Jahren Gäste wie bspw. das Impulstanz Festival und die Wiener Festwochen. Die aktuelle Produktion des Serapions Theater gemeinsam mit sirene Operntheater – „Alice“ – zeigt 26 pausenlos gespielte, charakteristische Szenen, angesiedelt zwischen Traum und Albtraum, aus Lewis Carrolls berühmten Kinderbuch „Alice im Wunderland“. Die Textfassung nach Carroll stammt von Kristine Tornquist, die Musik zu dieser ca. 100minütigen Revue hat der 1935 geborene, österreichische Komponist und Musikpädagoge Kurt Schwertsik für ein Ensemble aus 27 IntrumentalistInnen und 6 GesangssolistInnen komponiert. Das Stück, das ob seiner über weite Strecken dominierenden Kontemplativität, erst im letzten Drittel gewinnt die Musik an Schwung, wohl wenig für Kinder geeignet scheint, kam am 23. November 2023 zur Uraufführung und wird bis Ende Dezember insgesamt noch insgesamt zehnmal gespielt. Die am 30. Dezember 2023 besuchte Aufführung war ausverkauft und fand starken Anklang beim überwiegend älteren Publikum. Der zarte Orchestersatz ist von Bläsern, Perkussion und einem verstimmten Klavier dominiert; jazzige, an Kurt Weill gemahnende, und betont rhythmische Passagen, an Igor Strawinsky erinnernd, kommen immer wieder durch. Dennoch findet Schwertsik mit flüssigem Klang gegen Ende des Werkes durchaus zu einem eigenen Stil. Dirigent Francois-Pierre Descamps setzt die Partitur mit „Das Rote Orchester“ gekonnt um. Für die Inszenierung sind Max Kaufmann gemeinsam mit Kristine Tornquist verantwortlich. Alice wird von Ana Grigalashvili dargestellt und gesprochen, die guten SängerInnen sind Romana Amerling (Sopran), Solmaaz Adeli (Mezzosopran), Armin Gramer (Countertenor), Gernot Heinrich (Tenor), Andreas Jankowitsch (Bariton) und Steven Scheschareg (Bassbariton). Mehr als gelungen geraten Kostüm-, Bühnenkonzept und -gestaltung von Mirjam Mercedes Salzer, das die skurillen Geschichten der literarischen Vorlage bezaubernd – tolle, aus der Musik entwickelte Bewegungschoreografie wie subtil stimmige Lichtregie – umzusetzen in der Lage ist, einen Eyecatcher stellen die fragil wie üppig rauschenden Kostüme im Bauhaus-Stil dar. Fazit: Eine etwas andere Art von Musiktheater, der Besuch lohnt durchaus.

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31 joulukuu 2023www.rauchenwald-classic.comThomas Rauchenwald
Wien Modern war brillant

(...) Nach diesen beiden Konzerten überquerten wir den Donaukanal, um in den zweiten Bezirk ins Odeon zu wandern und die letzten beiden Projekte zu besuchen. Es ist Sitz der renommierten Theatergruppe des Serapions Ensembles, die 1973 von Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits gegründet wurde, und befindet sich in dem imposanten Gebäude aus dem späten 19. Jahrhundert in dem mehr als ein Jahrhundert lang die Börse für landwirtschaftliche Produkte untergebracht war. (...) Schließlich besuchten wir am 1. Dezember auf derselben Bühne eine eher „konventionelle“ Oper. Alice, eine phantastische Revue, das neueste Werk des Komponisten Kurt Schwertsik. Mit 88 Jahren und im Gegensatz zu einigen seiner österreichischen Kollegen flieht Schwertsik vor Serialismus, Zwölftontechnik und den vielen „Ismen“, die das Publikum so sehr von der zeitgenössischen Musik entfernt haben. Sein Werk ist tonal, humorvoll, subtil, etwas eklektisch, für jeden zugänglich und immer wieder überraschend. Manchmal klingt es wie Schostakowitsch, Ravel, Strawinsky und manchmal ist es purer Swing. Der Einsatz von Xylophonen, Celesta und einem unschätzbaren Akkordeon ermöglicht alle Arten von melodischen Spielen, die immer zu jeder Szene passen. Kristine Tornquist, Intendantin des sirene Operntheaters, inszenierte, schrieb das Libretto in englischer Sprache nach der unsterblichen Geschichte Alice im Wunderland von Lewis Carroll. Miriam Mercedes Salzer ist für das Bühnenbild verantwortlich. Die Handlung läuft ohne Unterbrechung, mit einem einfachen Setting und einfachen, aber sehr ausdrucksstarken Kostümen. Die Szenen folgen rasant aufeinander, mit viel Pantomime und attraktiver Choreographie. Mit Alice, die eine leicht erhöhte, rotierende Drehbühne nicht verlässt, der Grinsekatze, dem Hutmacher oder dem weißen Hasen, die über die Bühne ziehen, sowie einer urkomischen Königsfamilie mit der Herzkönigin an der Spitze. Musikalisch läuft alles reibungslos. François-Pierre Descamps, der das Rote Orchester leitet, ist stets bestrebt, Parodie und Humor hervorzuheben, indem er in jeder Szene atmosphärische Klänge schafft und zum Katalysator des Abends wird. Die Sopranistin Ana Grigalashvili überzeugt in der vielbeschäftigten Rolle der Alicia, die mehr spielt als singt. Die übrigen Sänger – Romana Amerling, Steven Scheschareg, Solmaaz Adeli, Armin Gramer, Gernot Heinrich und Andreas Jankowitsch – füllen ihre verschiedenen Rollen vollkommen aus. Der Abend war ein Genuss für alle Sinne, ein strahlendes Juwel, das das Publikum von Anfang bis Ende in seinen Bann zog. Der Erfolg war allumfassend. Ich ermutige jeden Theatermanager in unserem Land, sich dieses Stück genauer anzuschauen.

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06 joulukuu 2023www.codalario.comPedro J. Lapeña Rey
Elsa, Ferek-Petric
D: Kristine Tornquist
C: Edo Micic
Online Merker

"mit persönlichkeitsstarker Bühnenpräsenz und belastbarem dunkel getöntem Mezzosopran, der auch im Höhenregister punktet"

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15 syyskuu 2020Karl Masek
Ewiger Frieden, Wagendristel
D: Kristine Tornquist
C: Antanina Kalechyts
WIEN/ Sirene-Operntheater / „F 23“ Breitenfurterstraße: „DIE VERBESSERUNG DER WELT“. Ein Kammeropern-Festival mit sieben Uraufführungen. Teil 1

WIEN / Sirene-Operntheater: „“Die Verbesserung der Welt“: Ein Kammeropern-Festival mit sieben Uraufführungen startet im „F23“ in der Breitenfurter Straße Über den 1. Abend am 1.9. 2020 – (Karl Masek) „Hunger stillen; Durst löschen; Nackte bekleiden; Fremde aufnehmen; Kranke besuchen; Gefangene besuchen; Tote begraben – Der Auftrag an die Autoren war, eine Geschichte zu einem der 7 Werke der Barmherzigkeit in unserer Zeit anzusiedeln … In fast allen Kulturen gibt es Tugendreihen, die das Bild eines idealen Menschen beschreiben. Das Besondere an der Tugend ist, dass sie bei aller Dringlichkeit der Empfehlung doch eine freiwillige Handlung bleibt, die das Gute zu einer persönlichen Entscheidung macht, zum Hinauswachsen über das Gesetz aus Pflichten und Verboten. Insofern ist Tugend so etwas wie Schönheit – sie ist nicht notwendig, aber sie ist ein entscheidender Schritt aus dem Minimum des Existierens in die Freiheit und Selbstbestimmtheit des Geistes. Damit ist sie ein Modellfall der aufgeklärten Souveränität des Menschen, die seine Würde und Persönlichkeit begründet …“, so das Sirene OPERNTHEATER in einem Vorwort zum Projekt Die Verbesserung der Welt.

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02 syyskuu 2020onlinemerker.comKarl Masek
„Schwarze Komödie der Barmherzigkeit?“

Endlich spielt es wieder Oper in Wien. Und nach einem halbem Jahr pandemie- und ferienbedingter Absenz wird passender Weise gleich zur „Verbesserung der Welt“ aufgerufen. Das sirene Operntheater hat sich diesmal in der aufgelassenen Sargerzeugung Atzgersdorf eingemietet. Schon die Anreise eröffnet neue Perspektiven. Wien ist groß. Wien wächst. Gleich neben dem seit fünf Jahren bestehenden Kulturzentrum F23 gibt es eine riesige Baufläche. Die Anfahrt mit der Autobuslinie 62A vom Schedifkaplatz Wien-Meidling führt einen vorbei an neuen Wohnsiedlungen, Industrieflächen und Resten altdörflicher Bebauung. Ausgestiegen wird bei der Kunerolgasse, rund 250 Meter sind es dann noch Richtung stadtauswärts zum Spielort in der Breitenfurter Straße 176.

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03 syyskuu 2020www.operinwien.atDominik Troger
Sisifos, Lang, Bernhard
D: Kristine Tornquist
C: François-Pierre Descamps
Maailman ensi-ilta
Sisyphos besucht die Wiener Universität

Anlässlich 650 Jahre Wiener Universität wird der große Festsaal des Hauptgebäudes an der Wiener Ringstraße mit dem Musiktheaterwerk „Sisifos“ bespielt. Die Uraufführung fand am 23. Oktober statt, Vorstellungen gibt es noch bis einschließlich 27. Oktober. Bernhard Lang erforscht musikalisch nach wie vor „Wiederholungen“ und „Differenzen“. Er folgte mit seinem neuen Stück „Hermetika VI – Sisyphos-Fragmente“ einer Idee von Kristine Tornquist, die durch das sirene Operntheater unermüdlich die freie Wiener Opernszene mit neuen Stücken versorgt – und dabei gedanklich konzeptionell vorgehend immer wieder neue Themenkreise erschließt. Aktuell hat sich die opernaffine Sirene starken „mythischen“ Männern verschrieben: Auf „Gilgamesch“ im Frühjahr folgte jetzt „Sisifos“. Im November wird diese Themenstellung anhand zeitgenössischer politischer Verwerfungen in Russland befragt. Ausgangspunkt für Lang ist die Sisyphos-Stelle in der „Odyssee“ („Auch den Sisyphos sah ich (...)“). Lang hat den Text adaptiert, zerlegt und neu zusammengesetzt (und der Titel „Hermetika“ lässt vermuten, dass er dabei auch an alte magische Praktiken gedacht hat, in denen das vom semantischen Sinn befreite Wort zum geheimen Gottesnamen wird). Die nur einige Verszeilen umfassende Textstelle wurde von Lang zu sieben Chorstücken verarbeitet, die jeweils etwa sieben Minuten dauern. Lang nennt es im Programmheft: „sieben Vertonungen des Gleichen, in etwa gleicher Länge“. Der Komponist lässt Phrasen wiederholen, drei Mal, vier Mal, ehe sich Veränderungen einschleichen, „minimalistisch“ – aber ohne dabei die rasante Erregtheit von „Minimal Music“ zu erzeugen, wie sie einen bei John Adams oder Philip Glass begegnet. Bei Lang geht es gesetzter, um nicht zu sagen „gregorianischer“ zu. 60 Choristinnen und Choristen machen ganz alleine Musik, bauen ein Himmelsgewölbe aus menschlicher Stimme, das in dieser Produktion von der umlaufenden Galerie des Universitätsfestsaales in überraschend weihevollen Variationen auf das Publikum herniederschwebte. Geht es um eine Art von Gebet, geht es um Trance, geht es um eine Form der Entrückung, die seltsam „unzeitgenössisch“ wirkt und dazu anregt, die Augen zu schließen, um nur noch zu zu hören? Solch kontemplativer Wahrnehmung ward das handfeste Theatergespür von Kristine Tornquist gegenübergestellt, die diese gesungene „Metaphysik“ in einem bühnenpraxisorientierten „Schöpfungsakt“ zu einer angreifbaren „Welt“ ausdifferenziert hat. Das Publikum im recht dunkel gehaltenen Festsaal begegnete auf der raummittig gelegenen, kleinen und leeren Bühne zwei Schauspielern, die Texte von Tornquist sprachen, und die Geschichte des durch Äonen steineschleppenden Sisyphos auf das Menschheitsgeschichte umfassende Wechselspiel von Krieg und Frieden bezogen. Vom Ritter in blanker Rüstung über den Landsknecht bis zum kriegschürenden Kapitalisten spannte sich der Bogen über sieben Stationen, in denen Sisyphos auf der Suche nach vermeintlicher Freiheit für beständig neue kriegerische Auseinandersetzungen sorgte. Am Schluss stand wohl die Weltzerstörung – „Es gibt keine Insel mehr“ – und die beiden Schauspieler flüchteten von der Bühne, flüchteten aus dem Saal „in die Utopie“. Wenn die Chormusik ertönte, dann setzten die Schauspieler pantomimische Mittel ein, bedrohlich, witzig, immer sehr treffend im Charakter gezeichnet: der Imperialist mit Tropenhelm, der k.k. Offizier mit kleinem Weihnachtsbaum, den ein Soldat umrobbt, aus der Bühne herausgeklettert wie aus einem Schützengraben. Diese Bühne hatte es „in sich“: eine inwendig geräumige „Box“, mit Luken auf der Plattform für die Auf- und Abtritte. Die Schauspieler mussten die Bühne nie verlassen, wechselten im Bühnenboden die Kostüme, tauchten manchmal nur bis zum Oberkörper auf, verschwanden wieder wie in den Boden tauchend – eine sehr kreative, spielortbezogene Lösung. Der Mythos von Sisyphos ist ein Thema, das Bibliotheksregale füllt, aber bezogen auf diesen Abend genügte, dass trotz der Heterogenität der eingesetzten Mittel – ein großer Chor, der nahezu unsichtbar auf der Galerie saß und die kleine Bühne mit zwei Schauspielern – alle Beteiligten zu einem sinnvollen Ganzen verschmolzen. Der Saal war etwa zu zwei Drittel gefüllt und etwas kühl klimatisiert. Die Anwesenden spendeten dankbaren Schlussapplaus. Keine Pause teilte die insgesamt eher kurze Vorstellung.

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27 lokakuu 2015www.sirene.atDominik Troger
Opern-Uraufführung an der Universität Wien: „Sisifos – 7 Wiederholungen“ von Bernhard Lang (Vorstellung: 26. 10. 2015)

Anlässlich des 650-jährigen Gründungsjubiläums der Universität Wien wurde am 23. Oktober im Großen Festsaal der Universität in Koproduktion mit dem sirene Operntheater das Chorwerk „Sisifos – 7 Wiederholungen“ von Bernhard Lang uraufgeführt. Seit der Antike wird die Figur des Sisyphos in Verbindung mit einer Strafarbeit gesehen. Die Metapher des immer wieder hinabrollenden Steins ist ein weithin bekanntes Bild für die Sinnlosigkeit einer ewig wiederholenden Tätigkeit geworden. Ob die Wiederholung aber tatsächlich identisch mit einer Sinnlosigkeit ist, haben seither Philosophen aller Zeiten zu hinterfragen versucht. Dazu ein Zitat aus dem Vorwort des Programmhefts von Heinz W. Engl, der Rektor der Universität Wien: „Der titelgebende Sisyphos, eine Figur aus der griechischen Mythologie, hat im Laufe der Geschichte unterschiedlichste Deutungen erfahren. Eine mit den Aufgaben der Universität in Beziehung stehende Bedeutung wurde von dem Biologen, Biochemiker und Nobelpreisträger Jacques Monod namhaft gemacht: Sisyphos ist ein Symbol der Wissenschaft, die sich selbst immer wieder in Frage stellen muss. Diesem Zusammenhang will die Oper von Bernhard Lang musikalisch und dramaturgisch Ausdruck verleihen.“ Das etwa einstündige Chorwerk für zwei Schauspieler und einem großen a-capella-Chor von 60 Sirenen entpuppte sich als bitterböse Parabel auf die grausame und ewige Wiederkehr der Kriege, die Kristine Tornquist – sie verfasste auch den Text der Oper – mit zwei Schauspielern recht ideenreich inszenierte. Einige dieser Szenen werden von den beiden Schauspielern Klaus Rohrmoser und Rudolf Widerhofer stumm und dennoch sehr wirkungsvoll dargebracht. Die von Sisifos gerufenen Krieger – vom Ritter des Spätmittelalters, dem Landknecht im Dreißigjährigen Krieg, der Kolonialherr mit Tropenhelm, über Preußische Zucht im Siebenjährigen Krieg, die Euphoriker des Ersten Weltkriegs, die moralische Verwahrlosung im Zweiten Weltkrieg bis zu den nicht mehr Staaten und Uniformen zuordenbaren terroristischen Truppen, wie dem IS – in kurzen, etwa sieben Minuten dauernden Sequenzen gezeigt. Eindrucksvoll die siebente Szene, als aus dem Untergrund der Bühne zwei flehende Männerhände sichtbar wurden und ein eleganter Herr in Anzug und Mantel erst Geldscheine hinunterreichte, dann Waffen verschiedenster Art und schließlich hinabspuckte. Zum Schluss überlegten die beiden Männer auf eine Insel zu fliehen. Aber eine Insel gibt es nicht mehr, also bleibt nur die Flucht in die Utopie… Der 1957 in Linz geborene Komponist Bernhard Lang, seit 2003 Professor an der Kunstuniversität Graz, betrachtet seit langem das Musiktheater als Mittelpunkt seines Schaffens. Im Jahr 2003 wurde sein Theater der Wiederholungen beim Steirischen Herbst uraufgeführt (2006 an der Opéra de la Bastille in Paris), drei Jahre später sein Werk I hate Mozart am Theater an der Wien. Zuletzt wurde seine Oper Re:igen nach Schnitzler 2014 bei den Schwetzinger Festspielen uraufgeführt (siehe Rezension im Online-Merker!). Sein Sisifos für das sirene Operntheater ist Teil einer Werkreihe von Chorstücken, Hermetica, in denen er vornehmlich antike Texte in ihre Grundstrukturen, Silben und Laute, zerlegt und neu zusammensetzt, sodass sie eine neue klangliche Wirkung entfalten. Die Gestaltung der Bühne im Festsaal der Universität Wien – ein quadratischer Holzbau mitten im Saal, auf dem die beiden Darsteller agierten – oblag Cornelius Burkert, die bunten und jeweils zu den Szenen gut passenden Kostüme entwarf Markus Kuscher, für Licht und Technik war Edgar Aichinger zuständig. Die Leitung dieser Koproduktion hatten Jury Everhartz (sirene) und Katharina Hötzenecker (Universität Wien) inne. Die beiden Schauspieler Klaus Rohrmoser und Rudolf Widerhofer rezitierten ihre Texte sehr wortdeutlich und spielten ihre stummen Szenen mit subtiler Mimik. Der 60köpfige Sirenen-Chor, der von der Balustrade des Festsaals in altgriechischer Sprache stimmkräftig aufs Publikum herab sang, wurde von François-Pierre Descamps geleitet. Das Publikum, das rund um die Holzbühne saß, belohnte am Schluss – sichtlich beeindruckt – alle Mitwirkenden mit lang anhaltendem Applaus

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27 lokakuu 2015www.sirene.atUdo Pacolt
MarieLuise, Schedlberger
D: Kristine Tornquist
C: Gernot Schedlberger
Maailman ensi-ilta
Wenn eins in zwei geteilt wird

Marie & Luise, siamesische Zwillinge, die sich zwei Beine und zweieinhalb Arme teilen, beschliessen, sich politisch in einer Partei zu engagieren. Doch in der Politik finden sie statt Kooperation vor allem Konkurrenz und Machtkämpfe vor - von der Kampfansage bis zur Intrige, auch von sensationsgeilen Medien und geltungssüchtigen Ärzten werden sie nur benutzt. Als Luise zulässt, dass sie gegen Marie ausgespielt wird, geht sie in Opposition. Schliesslich steht Trennung auf dem Plan, es kommt zur Operation. Marie ist ein ausgeweidetes totes Bündel, Luise bleibt in Einsamkeit zurück. "Was bleibt von der Eins, von der eine Hälfte abgezogen wurde. Eineinhalb?", fragt der in einer Sprechrolle von einem Schauspieler gespielte Mathematiker in Kristine Tornquists Libretto am Ende. Die einander zum Verwechseln ähnlich sehenden, in Rosa gekleideten "siamesischen Mezzos" Iwona Sakowicz (Marie) und Salina Aleksandrova (Luise) sind anfänglich ein "Wir", träumen gar von einem "tausendköpfigen Menschenriff", das es in der Welt zu verwirklichen gilt. Alle anderen Sänger haben Doppelrollen als Ärzte und Politiker. Als Komponist hat Gernot Schedlberger bereits 2009 mit Tornquist zusammengearbeitet und zur legendären Aufführungsreihe von neun Opern nach Leo Perutz' "Nachts unter der steinernen Brücke" einen "Heinrich aus der Hölle" komponiert. Diesmal dominieren in seinem dreizehnköpfigen Orchester neben vier tiefen Streichern, Klavier, Akkordeon und Schlagzeug die Bläser, vor allem (Bass-)Klarinetten. Die Dialoge im Gesang der Zwillinge werden oft durch Duos der Instrumente kontrastiert, die sich dann polyphon verzweigen können. Schedlberger versteht etwas vom Handwerk, komponiert durchaus textbezogen, ohne plakativ zu werden, er beherrscht satirische Kommentare, die am Ende melancholisch werden: nur mehr eine Bassklarinette bleibt am Schluss übrig. Das 100minütige "Handlungslibretto" wird ohne Pause bühnenwirksam, voller guter Ideen und Kostümierungen, mit geschickter Personenregie gezeigt und langweilt nie. Insofern ein weiterer grosser Erfolg der "freien" Opernszene in Wien.

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01 tammikuu 2013www.sirene.atHeinz Rögl
Wien / Palais Kabelwerk: MARIELUISE

Der Normalmensch wird sich wohl kaum den Kopf über die Problematik siamesischer Zwillinge zerbrechen. Es gibt glücklicherweise keine Jahrmärkte mehr, wo man dergleichen als schaurige Sensation ausstellt. Passiert es selten genug, dass zwei Kinder zusammengewachsen auf die Welt kommen, so ist wohl jedermann klar, dass bei der Trennung eines zugunsten des anderen sterben muss, denn es sind ja im allgemeinen nicht genügend Organe für beide da. Und den zweiten Torso irgendwie mit Maschinen am Leben zu erhalten, wäre weder sinnvoll noch besonders menschlich angesichts einer vegetativen Existenz. Aber Künstler dürfen, müssen wohl weiter denken als nüchterne Durchschnittsmenschen. Kristine Tornquist widmete der Problematik also das Libretto zu MarieLuise als Kammeroper in 17 Bildern, und der aus Steyr stammende 36jährige Gernot Schedlberger, international sehr renommiert, hat es vertont. Die Autorin philosophiert heftig um ihr Thema herum, das sie als Regisseurin vor einer mobilen Wand spielen lässt, die über und über mit mathematischen Formeln bedeckt ist (Bühnenbild: Andrea Költringer). Im weißen Mantel des Wissenschaftlers erscheint Dr. Z, die einzige Sprechrolle des Stücks, als Kommentator. Er führt uns in die Problematik der Zahl 1 ein, die man als kleinstes Ganzes der Mathematik nehmen kann, wobei dann die Addition bis ins berühmte Unendlich möglich ist, oder auch als Endpunkt, wodurch alles unter 1 nur durch Brüche gekennzeichnet werden kann. So weit kommt man mit, auch dass 2 als eins plus eins oder als zwei Halbe des Ganzen über eine eigene Magie verfügen. Wenn aber siamesische Zwillinge zwei und dabei doch eins sind – dann wird es kompliziert. Zu kompliziert für eine Oper, die dann auch Formulierungen findet wie Ihnen fehlt die soziale Kompetenz! Marie und Luise werden, anfangs in Rosa so verpackt, dass zwei wie ein Mumienbündel erscheinen (Kostüme: Markus Kuscher) vorgeführt – die seltsame Einheit. Dann tritt die Autorin schnell in die Satire ein: Eine solche Abnormität ist natürlich ein Fressen für die gierigen Medien. Sie werden auch von der Politik benützt, wo sie dann schon (hier die Partei der Gelben, dort die Violetten) auseinanderdividiert werden (und sich auch als Figuren trennen, obwohl das ja noch nicht möglich ist). Schließlich kommen die Ärzte und vollziehen unter einem Veitstanz der Diskussionen die operative Trennung. Erst am Ende, als Luise allein erwacht und sich fragt, ob sie nicht Marie sei, wo Marie ist, wo ihr unabdingbarer anderer Teil sei, begibt sich das seltsame Werk auf eine Ebene des Menschlichen. Hier auch erst wird die Musik von Gernot Schedlberger (als sein eigener Dirigent tätig) wirklich interessant, weil sie sich am tragischen Schicksal der beiden erregt: Bis dahin ist durchaus hörenswert, was ein 12-köpfiges Kammerorchester vollbringt, das nicht nur zwei Bassklarinetten – für die Titelheldinnen – nachdrücklich einsetzt, sondern immer irgendein Instrument solistisch hervorholt. Aber das fungiert eher als Begleitung, als dass es sich zu einer dramatischen Opernmusik aufschwingen würde, die einen inneren Fluss kenntlich machte. Aber es ist ja auch keine wirklich Oper, die man hier sieht, sondern ein nicht ungeschickt umgesetztes Gedankenexperiment, das etwa eindreiviertel pausenlose Stunden dauert, dabei aber das Interesse nicht durchwegs wach halten kann. Kristine Tornquist inszenierte in der ansprechenden Räumlichkeit des nun so genannten Palais Kabelwerk (das ist nobel geworden, wenn man sich an die alten Räume erinnert!) durchaus geschickt, die Darsteller reüssieren absolut: Salina Aleksandrova und Iwona Sakowicz als die beiden Teile, um deren Eins- oder Zweisein es geht (wobei die Führung der Singstimmen konventionell modern, also nicht eben wohltönend ist), die anderen in vielen Funktionen – Lisa Rombach für die Frauenrollen, Gerhard Hafner, Richard Klein, Johann Leutgeb, Günther Strahlegger in den singenden Männerrollen von Politikern bis Ärzten. Klaus Rohrmoser, lange in Innsbruck und nun wieder einmal in Wien, rahmt in der Sprechrolle des dubiosen Wissenschaftlers die Geschichte ein, die von ihrem gedanklichen Ansatz viel zu überfrachtet ist, als dass die Opernform hierfür geeignet wäre. Am Ende eine Idee, die den Beteiligten wahrscheinlich nicht gefällt, aber sowohl dem Thema wie der Musik gut tun würde: Man mache aus MarieLuise ein Theaterstück und arbeite es verbal noch aus, um die Problematik auf allen Ebenen deutlich zu machen. Und der Komponist könnte seine 100 Minuten auf ihre Höhepunkte abklopfen und daraus eine etwa halbstündige symphonische Suite machen, die im Konzertsaal viel Beifall finden würde. Auf der Bühne ergibt MarieLuise, so wie sie ist, nur eine Seltsamkeit. Als weitere Seltsamkeit registriert das Programmheft auf Seite 1 den Ehrenschutz von Alexander Van der Bellen (mit Foto), der dabei noch die Frage aufwirft (!), wessen Ehre warum und von wem beim Ehrenschutz geschützt wird… Wenn er dergleichen ohnedies für einen Unsinn hält, warum nimmt er dann an? Übrigens tut er es in seiner Eigenschaft als der Beauftrage der Stadt Wien für Universität und Forschung: Also erspart er sich die Frage, ob die Grünen dagegen sind, Missgeburten für die Politik zu missbrauchen, oder dafür sind, siamesische Zwillinge zusammengewachsen existieren zu lassen? Oder herrscht da in der Universität Unklarheit zu dieser Frage, dass Van der Bellen irgendetwas schützen müsste…? Wie nett, dass er die Sinnlosigkeit des Ganzen selbst thematisiert – statt einfach nein, danke, lieber keinen Ehrenschutz zu sagen.

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01 tammikuu 2013www.sirene.atRenate Wagner
Gilgamesch, Clemencic
D: Kristine Tornquist
C: François-Pierre Descamps
Maailman ensi-ilta
René Clemencic: Gilgamesch. Die Unsterblichkeit eines Mythos

Mit René Clemencics epischem Oratorium Gilgamesch entführte das sirene Operntheater nach Mesopotamien - in die Welt eines Königs, der lernen musste, dass der Mensch nur durch seine Taten im kollektiven Gedächtnis bleiben und so Unsterblichkeit erlangen kann. Doch bis es soweit ist, hat der narzisstische Gilgamesch einiges zu durchleben: Als Tyrann regiert er sein Volk in Uruk und verspottet sogar die Götter. Einzig der unter den Tieren aufgewachsene Enkidu kann sich mit ihm messen. Es entsteht eine tiefe Freundschaft. Als die Götter den Übermut der beiden Tollkühnen mit dem Tod Enkidus bestrafen, macht sich der trauernde Gilgamesch auf die Suche nach der Unsterblichkeit. Die Musik zu diesem 3000 Jahre alten Mythos stellte sich - klanglich oft wiederholend - äusserst einseitig und beinahe oberflächlich dar. Philosophische Tiefe und musikalische Deutungen mögen stärker durch die Erkenntnis der von Clemencic erwähnten Zahlensymbolik zum Tragen kommen, jedoch gab sich das Werk im Grossen und Ganzen eher laut und penetrant zeitgeistig. Dies mag grösstenteils auch an der Interpretation des Roten Orchesters gelegen haben, in welcher Intonations-, Balance- und Koordinationsprobleme leider deutlich hörbar wurden. Das Orchester war (Zahlensymbolik!) in drei Gruppen mit je fünf Spielern aufgeteilt: Streicher, Blechbläser und Schlagwerk. Diese konfrontierten das Publikum überwiegend mit langen Liegetönen nach Art eines unvollständigen und nicht ausgesetzten Basso continuo, wuchtig schmetternden Blechbläserpassagen und dröhnenden Ausbrüchen der Perkussion. Das moderne Instrumentarium trug zur klanglichen Distanz gegenüber dem historischen Stoff bei - umso erstaunlicher, als Clemencic ein herausragender und sensibler Interpret Alter Musik ist. Vielleicht hätte es dem Werk gedient, wenn der Komponist die Aufführung selbst geleitet hätte. Das Sängerensemble überzeugte mit Stimmkompetenz und Engagement - allen voran Romana Amerling (Sopran), Gernot Heinrich (Enkidu) und Nicholas Spanos (Gilgamesch). Hervorzuheben ist auch das in die Inszenierung verwobene und im Zentrum der Bühne angesiedelte Schattenspiel mit Figuren von Roman Spiess, das der Aufführung eine gewissen Sinnlichkeit verlieh. Das schlicht gehaltene Bühnenbild stammte von Jakob Scheid, dessen Remake von Johann Nepomuk Mälzels Mechanischem Trompeter stolz die Eröffnungsfanfare des Abends darbot.

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29 heinäkuu 2015www.sirene.atRobert Lillinger
Gilgamesch: Unsterbliches in Simmering / Favoriten

Das sirene Operntheater zeigt in der ehemaligen Brotfabrik René Clemencics Vertonung des ältesten Epos der Menschheit. Die schauerliche Meldung, dass unwiderbringliche Kulturgüter in Mesopotamien zerstört wurden, ist in der Flut schauerlicher Meldungen fast untergegangen. Was bedeutet schon die museale Bewahrung von Kultur angesichts unsäglichen menschlichen Leids? Ein Wink des Schicksals, dass man in der Expedithalle der ehemaligen Ankerbrot-Fabrik in Wien gerade jetzt René Clemencics Vertonung von Episoden aus dem Gilgamesch-Epos zeigt. Wie wollte man diesem erhabenen, längst allen stilistischen Koordinatensystem enthobenen Bericht über Leben und Streben des Königs von Uruk beikommen? Clemencic, Inbegriff des Poeta doctus, greift dank immenser Literaturkenntnis und musikalisch-handwerklicher Könnerschaft nicht nur auf einen jahrtausendealten Text, sondern auch auf Jahrhunderte der europäischen Musikgeschichte zurück. Es gelingt ihm also eine doppelt jeglichem zeitlichen (Ein-) Ordnungswahn entkoppelte Retrospektive: Seine Musik, dennoch wie aus einem Guss, bedient sich einer zwanglosen Mischung archaischer Klang-Topoi, scheint oft reduziert auf karge Zweistimmigkeit, orientiert an mittelalterlichen Organa oder gregorianischem Gesang. Dann wieder tönen die Posaunen und Tuben wie beim Jüngsten Gericht (oder die jüdischen Schofar-Bläser auf dem Schlachtfeld). Andererseits empfängt die urbane Gesellschaft von Uruk das Naturkind Enkidu, das zu Gilgameschs treuem Begleiter wird, mit einer raffinierten Glockenklangstudie in Form eines Renaissance-Madrigals, nur an Dreiklangharmonien orientiert. So kommt Abwechslung ins tönende Spiel, das Kristine Tornquist gewohnt simpel und – wie die Musik – aufs Wesentliche konzentriert in die karge Halle choreografiert hat. Gesungen und musiziert wird vom jungen Ensemble des sirene Operntheaters mit Engagement. In den tragenden Rollen: Countertenor Nicholas Spanos, Tenor Gernot Heinrich (Enkidu) und Lisa Rombach als Göttin Ischtar – sie alle von Clemencic gefordert, die extremen Register ihrer Stimmen auszureizen, was mehrheitlich bewundernswert unforciert gelingt. François-Pierre Descamps koordiniert das „Rote Orchester“ souverän mit der Bühne. Für Bebilderung sorgen Schattenspieler. Mehr braucht's nicht, dass 100 Minuten rasch verfliegen, während sich das Publikum mit den Urängsten und Urvisionen der Menschheit beschäftigen darf, mit Gottesfurcht und Machtstreben, Eitelkeit und Liebe und Tod und der Sehnsucht nach Unsterblichkeit.

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29 toukokuu 2015www.sirene.atWilhelm Sinkovicz
Kabbala, Clemencic
D: Kristine Tornquist
C: François-Pierre Descamps
"Kabbala": Durch Sonne und Mond

Zugegeben: Am Ende dieses Abends hat sich weder eine Erleuchtung eingestellt noch - das wäre vielleicht so etwas wie ein Minimalziel gewesen - eine vage Ahnung, warum Musikgöttinnen wie Madonna so einen Narren an der jüdischen Mystik gefressen haben. René Clemencics Oratorium "Kabbala", seit Montag beim Festival Wien Modern zu erleben, beschert dem Publikum 80 Minuten lang unverständliche Gesangstexte, teils in Form von hebräischen Worten, teils sind es "Lautmeditationen". Kurz: Die Kabbala bleibt in dieser Produktion vom sirene Operntheater eine Geheimlehre. Sie wird einem aber immerhin mit einigen Reizen versüßt. Zum einen arbeitet die Klangsprache von Clemencic (1928-2022) mit repetitiven, fasslichen Rhythmen und einer leicht verbeulten Diatonik, die zumindest anfangs einen herben Charme besitzt. Zweitens findet der Abend im Wiener Planetariums statt und bietet dort eine Sternenshow auf, wie man sie auf der großen Kuppeldecke vielleicht schon in Schülertagen erlebt hat. Erfreulich auch: Dieser Film (Fulldome Video) bleibt weitgehend frei von esoterischen Beigaben. Im Rahmen einer Art "Best of Weltall" werden bunte Nebel-Schönheiten wie "Die Säulen der Schöpfung" vorgestellt, glitzern Sternenhaufen wie die Plejaden und dürfen natürlich auch Darstellungen eines Schwarzen Lochs nicht fehlen, ähnlich gleißend von Lichtströmen umflossen wie in Christopher Nolans Science-Fiction-Film "Interstellar". Kleine Textinserts, dezent am unteren Kuppelrand eingeblendet, benennen die kosmischen Attraktionen und tragen bisweilen auch zur Erleichterung im Saal bei: Den Satz, dass die Sonne noch Brennstoff für weitere sechs Milliarden Jahre besitzt, liest man in Zeiten schlechter Nachrichten mit gesteigertem Wohlbehagen. Warum dieser Film ausgerechnet Clemencic’ Oratorium behübscht, erschließt sich freilich nicht so ganz. Weil der Kosmos "Gottes Schöpfung" ist und der Allumwalter in den Kabbala-Texten wiederholt angerufen wird? Mag sein. Jedenfalls geben sich Dirigent François-Pierre Descamps sowie fünf Sänger (darunter zwei Countertenöre), vier Blechbläser und zwei Perkussionisten reichlich Mühe, sich durch gefühlte 1000 Wiederholungen schroffer Motive und archaischer Rhythmen zu arbeiten - Musik, die an die reduzierte Klangwelt des späten Carl Orff erinnert und mit ihrer robusten Motorik wie ein Perpetuum mobile aus Stein wirkt. Am Ende dämmert das Saallicht sanft, der Applaus tönt auch eher zart. Wer die Geheimnisse des Textbuches durchdringen will, hat dafür noch sechs Aufführungstermine Zeit.

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01 marraskuu 2022www.wienerzeitung.atChristoph Irrgeher
Der Sog des Weltalls

Im Rahmen von Wien Modern wurde in diesem Herbst ein höchst ungewöhnlicher Ort bespielt. Zur Aufführung des Stückes „Kabbala – und es war in der Mitte der Nacht“ lud das sirene Operntheater ins Planetarium nach Wien. Das „Oratorium in hebräischer Sprache“ stammt von René Clemencic, der in diesem Jahr 94-jährig verstarb. Eine abermals beeindruckende Produktion des sirene Operntheaters.

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21 marraskuu 2022www.european-cultural-news.comMichaela Preiner
Die Verwechslung, Desi
D: Kristine Tornquist
C: François-Pierre Descamps
Mit Pauken und Trompeten über die Berliner Mauer

Mit keiner geringeren Idee als „Die Verbesserung der Welt“ waren Kristine Tornquist und Jury Everhartz im Herbst angetreten, um das interessierte Publikum mit ihrem Neuen Musiktheater zu erfreuen. Da jedoch das siebenteilige Kammeropernfestival entlang der christlichen Werke der Barmherzigkeit #Corona-bedingt nicht auf der Bühne beendet werden konnte, hat sich das sirene Operntheater entschlossen, dessen letzten Teil zu verfilmen und ab sofort als kostenlosen Stream anzubieten. Nach unter anderem Zusammenarbeiten von Antonio Fian und Matthias Kranebitters „Black Page“, Thomas Arzt und Dieter Kaufmann oder Martin Horváth und PHACE, widmen sich Autorin Helga Utz und Komponist Thomas Cornelius Desi nun Kirchenvater Lactanius‘ Punkt sieben nach der Endzeitrede Jesu, Gefangene vom Feind loskaufen. „Die zunehmende verbale und ethische Verwahrlosung des Diskurses, die Verhärtung gegen jene, denen es schlechter geht, und das Gefühl, mit Europa und der Welt gehe es unaufhörlich bergab, hat uns dazu inspiriert, ja fast gedrängt, dem etwas Positives entgegenzusetzen“, so Everhartz und Tornquist. Die auch die Verfilmung der Wien-Modern-Kooperation übernommen hat. „Die Verwechslung“ heißt das Werk, das die Zuschauerin, den Zuschauer in die DDR des Jahres 1981 versetzt, 1981 das Datum, zu dem der 24-jährige Bürgerrechtler Matthias Domaschk in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Gera unter bis heute ungeklärten Umständen stirbt, und zu dem an Stasi-Hauptmann Werner Teske wegen Vorbereitung seiner Flucht in den Westen das letzte Todesurteil der DDR-Justiz vollstreckt wird. All das mag Helga Utz beim Schreiben im Hinterkopf gehabt haben. Kristine Tornquist zeigt in Raum und Requisiten von Markus und Michael Liszt, Kostüm und Maske: Katharina Kappert und Isabella Gajcic, die Kaffee-und-Kuchen-Tristesse der Familie Dauter. Dauter, das klingt nach doubter, und solche hat’s hier zwei: den Vater und seinen Sohn Gustav, Günther Strahlegger und Johannes Czernin. Ingrid Haselberger ist dessen verwirrt-verängstigte Oma und Katrin Targo die kadertreue Tante Ilse. Schon heben sie an, die Streitgesänge um Staats(zuge)hörigkeit, Revolutionär Gustavs Haare nach der jüngsten „Außenseiter“-Mode so Puhdys-lang, dass er die Parteiparolen nicht hören kann, bis der Vater ein (Ohn-)machtwort spricht. Hedwig, wird man später erfahren, ist das Geheimnis, das Vater alles gekostet hat, die Ehefrau, die „rübermachte“. Die Streicher des œnm . œsterreichisches ensemble fuer neue musik unter der Leitung von François-Pierre Descamps unterstreichen das düstere Szenario, und werden auch Omas Konfusion wie ein Bienenschwarm umschwirren. Chaos, Kakophonie, das Libretto ein Familienzwist in gesungen-gestammelten, sich wiederholenden Halbsätzen, wortdeutlich!, denn der vorgeführte SED-Stimmraub ist ein stimmgewaltiger – und ein „please release me ostseefisch“ aus Gustavs Kassettenrekorder im Kinderzimmer. Wo er sich eine „Freiheit“ auf die Fahnen heftet, für die er verhaftet und unter Schreibmaschintippen und Handschellenklirren verhört wird. Gefängnis, Folter, drei Tage nackt im winterkalten Haftanstaltshof, das hat das Regime perfekt von der Vorgängerdiktatur gelernt. Sie habe Faschisten, Rote Armee, Flucht im Schnee überlebt, singt die Oma und macht sich, während Ilse fürchet, „Gustav wird uns alle mit in die Tiefe ziehen“, auf die Suche nach dem im System verschollenen Enkel. „Die Verwechslung“ beweist sich als Parabel über gleichgeschaltete Gesellschaften, über Message Control und Meinungsmainstream. Filmisch ist das vom Feinsten umgesetzt, mittels welchen Mediums sonst könnten Solistinnen und Solisten in Gedanken singen? Tornquist besorgt mit Überblendungen Rückblicke und Schauplatzwechsel im Stakkato, die verliebt-verträumte Jung-Ilse im roten Kleid, nun Arm in Arm mit NVA-Mann Knut, ein übler Bursche, wie Oma weiß, während das Publikum ihn beim Flirten mit Ilse sieht. Es sind derlei Einfälle, die die sirene-Produktion besonders machen. Verwanzte Festnetztelefonate, die Ilse offenbar steuern, frei nach Nestroy: die beste Nation ist die Indoktrination, der Vater unter West-Spitzel-Verdacht, sein Gebet, Du sollst keinen Gott nehmen Erich Honecker haben …, von Ilse belauscht, ein musikalisch lyrischer Moment, seine Sünde die Mehrzimmerwohnung. Das Liszt’sche Labyrinth aus Räumen, durch das die Protagonistinnen und Protagonisten gleich Versuchstieren irren, wird vom Kamera-Auge aus immer wieder ungewöhnlichsten Big-Brother-Winkeln eingefangen. Nicht zuletzt dank „Knut“ Gebhard Heegmann, Kari Rakkola und Bärbel Strehlau als bösartigem Beamtenapparat ist „Die Verwechslung“ eine hochdramatische Arbeit, in die das gesanglich naturgemäß exzellente Ensemble auch darstellerisch sein ganzes Herzblut fließen lässt. Der Titel des Werks entschlüsselt sich zum Schluss, Gustav wird auf die Krankenstation des Gefängnisses verlegt, wo ihm Krankenschwester Pauline, Marelize Gerber als Schutzengel in Weiß, zur Identität eines eben verstorbenen Insassen verhilft. Dieser war Sohn eines „OFS in der AKG der HA IX“, heißt: eines Offiziers für Sonderaufgaben in der Auswertungs- und Kontrollgruppe der Hauptabteilung IX des Ministeriums für Staatssicherheit, verblüffend, was Helga Utz so alles recherchiert hat, und so kommt Gustav nicht nur mit einem blauen Auge ist gleich gebrochenen Rippen davon. Gustav soll sogar, begleitet vom freilich ebenso wie er falschem Vater, im Westen behandelt werden, die Puschkinallee 28 wird das regeln, „Die Verwechslung“ sein Leben retten. Der Mensch im Arbeiter- und Bauernstaat ist längst nur noch Aktenzeichen, da fällt sowas nicht weiter auf. Mit Pauken und Trompeten, also zwei Schlagwerkern und Flötentönen, geht’s für Gustav und Vater freudetanzend über den DDR-„Schutzwall“. Vater, der sich nun Herwig nennt, und den damit nur noch ein Buchstabe von seiner Frau trennt. Und die Moral von der Geschicht‘: Mag es auch immer und überall Menschen geben, die „gleicher“ sind (© George Orwell), Grenzen können überwunden werden, Mauern stürzen ein. Nur Mut! Mut!

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www.mottingers-meinung.atMichaela Mottinger
sirene Operntheater: "Die Verwechslung" als Film

Die Kammeroper von Thomas Desi und Helga Utz läuft online auf mehreren Kanälen Eine Wohnung in der DDR der frühen 1980er-Jahre; karge, klamme Spießigkeit in Beige und Altrosa. Im Zentrum der ostdeutsche Mittagstisch als Schlachtfeld innerfamiliärer Spannungen. Mittig malträtiert Familienvater Dauter (Günther Strahlegger) angespannt ein Exemplar des Neuen Deutschland, an seiner Seite die sorgenvolle Großmutter (Ingrid Haselberger). Linker Hand ihr Enkel Gustav, mit bleichem Charakterkopf, revolutionärem Haar und angesäuertem Mienenspiel (Johannes Czernin). Zur Rechten thront die Tante Ilse (Katrin Targo), die sich mit einer verächtlichen Entschlossenheit Tortenstücke zuführt. Der erste Gedanke, wenn man die Eröffnung von Kristine Tornquists Film Die Verwechslung anschaut: wow. Das hat Intensität und Atmosphäre, da stimmt jedes Detail. Tante Ilse ist zwar eine fiese Kuh, die für die Stasi ihre eigene Familie ausspioniert, aber: dieser zartrosa Morgenmantel! Die farblich dazu passenden Pantöffelchen mit Bommel! Das fleischfarbene Kleid! Ein Monster des Verrats, souverän blondiert und kostümiert. Und Johannes Czernin bringt in die Szene als Konterrevolutionär mit prägnant geschnittenen Gesichtszügen eine konzentrierte Wut mit ein, der man zutrauen würde, die Geschicke des maroden Staats ganz allein umzustürzen. Was ihm aber leider nicht gelingt. Die Verwechslung, muss man wissen, ist eigentlich eine Kammeroper von Helga Utz (Libretto) und Thomas Cornelius Desi (Musik). Im ersten Herbst der Pandemie hat das wundervolle sirene Operntheater im F23 in Wien-Atzgersdorf sieben Uraufführungen in Szene gesetzt; deren letzte konnte lockdownbedingt nicht mehr vor Ort gezeigt werden. Wie gut, dass das einstündige Werk filmisch festgehalten werden konnte, stellt doch Tornquists Inszenierung (Bühne und Requisite: Markus Liszt, Michael Liszt; Kostüme: Katharina Kappert) einen Augenschmaus dar. Auf musikalischem Gebiet zeigt Die Verwechslung Stärken und Schwächen. Thomas Cornelius Desi, in den letzten Jahrzehnten erfolgreich als Regisseur (Zoon Musiktheater) und Festivalleiter (Musiktheatertage Wien) aktiv, hat das Werk als Melodram konzipiert; Gesprochenes und Gesungenes wechseln sich ab bzw. überlappen einander. Das zeigt gleich zu Beginn Wirkung, als sich Czernin als Gustav in die familiäre Unterhaltung einklinkt und seinem Leiden mit einem lang gesungenen "Oma!" (mit Fritz-Wunderlich-Timbre) Ausdruck verleiht. Den elegischen langen Kantilenen, die von einem Kammerorchester (Österreichisches Ensemble für Neue Musik unter der Leitung von François-Pierre Descamps) mit altmodischen Klängen unterfüttert werden, bleibt Desi in weiterer Folge treu.

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www.derstandard.atStefan Ender
Makrokosmos I-IV, Crumb
Kansallinen ensi-ilta
George Crumbs wohlpräpariertes Klavier, elektronisch erweitert und verstärkt

An siebenundzwanzig Aufführungsorten, die als musikalische Energiezentren über ganz Wien verteilt sind und wie Chakren oder Akupunkturspots das Kulturleben der Stadt auffrischen, findet heuer das Festival Wien Modern statt. Der Kooperationspartner sirene Operntheater präsentiert – nach der ausverkauften Kabbala-Produktion im Planetarium – im zweiten Schritt George Crumbs in den siebziger Jahren entstandene Zyklus Makrokosmos I-IV im Jugendstiltheater am Steinhof. Beide Werke verbindet eine das Weltall und seine räumliche wie zeitliche Ausdehnung auslotende Herangehensweise, die aber den Menschen in seinem kosmischen Umfeld nie aus den Augen verliert.

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23 marraskuu 2022onlinemerker.comManfred A. Schmid
Crumb pilgrimage: mesmerizing Makrokosmos (and more) at Wien Modern

Fans of new music in Vienna know that November is a highlight. Wien Modern, founded in 1988 by Claudio Abbado, takes over the city each year on the heels of Halloween, presenting new music throughout the month in an astonishing number of venues and formats. One of the highlights this season is most certainly Georg Crumb’s complete Makrokosmos, housed in an art nouveau theater on Steinhof, towards the outskirts of the city. The performance combines excellent musicianship, experiential packaging and sonically-driven music that makes you feel like your subconscious is being mainlined and your intellect tickled.

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23 marraskuu 2022bachtrack.comChanda VanderHart
Così fan tutte, Mozart
D: Kristine Tornquist
C: Jury Everhartz
«Così fan tutte» (Mozart) - Oper im Park, Gutshaus Wietzow

Ein neuer Ort der Oper schreitet mit einer bemerkenswert hohen Qualität in eine vielversprechende Zukunft.

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opern.newsStephan Burianek

Tutustu tarkemmin kohteeseen sirene Operntheater