Dirigent Chanmin Chung, stellv. GMD am Theater Aachen, springt kurzfristig
für Marc Niemann ein.
Nach dem Violinkonzert 1001 Nacht im Harem, das im Sommer 2022 am Mausoleum erklungen ist, stellt die Anhaltische Philharmonie in dieser Saison ein weiteres Werk des türkischen Komponisten und Pianisten Fazıl Say vor: die 20-minütige Kammersinfonie für Streichorchester aus dem Jahre 2015. Der Autor schreibt: »Das Werk ist gänzlich von türkischer Musik inspiriert und thematisiert meine persönliche Auseinandersetzung mit den komplexen Geschehnissen in der heutigen Türkei. Diese versuche ich durch die rhythmischen und metrischen Eigenschaften der Komposition zu vermitteln.« Knapp 100 Jahre älter ist ein Zyklus von sechs Liedern, die der polnische Komponist Karol Szymanowski auf Texte seines Landsmanns Jarosław Iwaszkiewicz 1918 zunächst für Sopran und Klavier schrieb und von denen er 1934, drei Jahre vor seinem Tod, noch vier Stücke orchestrierte. Die Lieder sind Rufe des Muezzins zu verschiedenen Tageszeiten vom Minarett herab. Sie sind an Gott gerichtet und gleichzeitig an die Frau, die er liebt. Das religiöse Ritual ist mit amouröser Leidenschaft verwoben. Szymanowskis Vertonung beschwört mit ihrer speziellen, von arabisch-persischen Skalen abgeleiteten Melodik und ihren reichen ornamentalen Melismen eine sinnlich-orientalische Stimmung herauf. Im Anschluss an sein rasch populär gewordenes b-Moll-Klavierkonzert und mitten in der Arbeit an seinem Meister-Ballett Schwanensee komponierte Peter Tschaikowski im Sommer 1875 binnen weniger Wochen seine 3. Sinfonie. Sie ist die einzige in einer Dur-Tonart, und sie ist diejenige seiner Sinfonien, die sich im Repertoire der Orchester am wenigsten durchsetzen konnte. Der selbstkritische Komponist meinte, sie weise »keinerlei sehr glückliche Ideen auf. In Bezug auf die Form bedeutet sie aber einen Schritt vorwärts.« Die 3. Sinfonie ist in Tschaikowskis Schaffen ein Werk des Übergangs. Ihr Finalsatz, eine feurige Polonaise, hat ihr den Beinamen »Polnische« eingebracht.