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Musikfestival Herbstgold: Schwungvoller Auftakt mit Mozarts "Bastien und Bastienne"

So muss das im Burgtheater gewesen sein Carolin Pienkos und Cornelius Obonya haben Mozarts Singspiel Bastien und Bastienne sanft aktualisiert und als Herbstgold-Prélude mit Verve und Könnerhand halbszenisch inszeniert: Es gibt wunderschöne Kostüme von Ágnes Hamvas, und Amélie Hois und Angelo Pollak demonstrieren in den Sprechpassagen hohe Schauspielkunst. So muss das im Burgtheater gewesen sein.

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12 September 2022www.derstandard.atStefan Ender
Nee, det is echt keen Krippenspiel

VON PETERJAROLIN Das Beste vorweg: Im Römer- steinbruch imburgenländi- schen St. Margarethen wird wiederOpergespielt.Nach teils sehr heftigen (auchpoli- tischmotivierten)Querelen, einem Jahr Pause und unter dem neuen künstlerischen Leiter Daniel Serafin ist der Steinbruch wieder voll im Rennen um die Gunst des Open-Air-Publikums. Und das mit einem abso- luten Klassiker. Mit Mozarts Zauberflöte", die in St. Mar- garethen allerdings besser Papageno"heißen sollte. Denn auf diesen hübsch gefiederten Freund - im Steinbruch fängt erzwar kei- ne Vögel, sondern klaut nur die Eier aus dem Vogelnest - istalleshingesteuert.Papage- nohier,Papagenoda,möchte man fast sagen. Und dieser Papageno ( Ich bin der Ge- no,der Papa, Geno") löst die- se Versprechenallesamt ein. Ach, Karsten Max Simonischek, der Sohn von Peter Simonischek und wirklich exzellente Schau- spieler, hat diese Rolle in der Regie seines Schauspieler- sci),dergutenChoreografie genoeinmalzudenDreiDa- men der Königinder Nacht sagen.Oder: Dasistkeine Oper im Steinbruch, das ist ein Krippenspiel in der Wüste." Damit hat er nicht unrecht,denndiese Zauber- flöte" hat etwas von einem Krippenspiel. Allerdings in einer guten Reader's-Digest- Version,dienur unterderext- remausgestelltenpolitischen Korrektheit zu leiden hat. Ach, Menschenrechte DieseistinRaimund Bauers sehr attraktivem Kugel-Wol- ken-Bühnenbild leider zu oft zuerleben: DennObonyaund Pienkos gehtes um die Men- schenrechte, um die Gleich- berechtigung zwischen Frau und Mann. Diese Erklärun- gen^werdenmittelsProjektio- nen eingeblendet. Am Ende fährt die Köni- ginder Nacht nicht zur Höl- gutekommt.Hierzeigtsich- Puccinis Turandot"mitder trotz noch ausbaufähiger großartigen Martina Serafin Tonanlage-,wasmitMozart inderTitelpartie.Unddas auch in einem Steinbruch allesmöglichwäre. Ach,Monostatos Die Sänger sind dem Stein- bruch sehr gewachsen. Max Simonischekist einguterEin- zelfall - seine Cover-Beset- zung übrigens ein gelernter Sänger. Aber: Tenor Attilio Glaser gibt einen sicheren, sympathischen Prinzen Ta- mino, seine Pamina ist bei Ana MariaLabininbestenvo- kalen Händen. In St. Marga- rethen wird bekanntlich al- terniert. So darf sich das Pub- likum auch auf eine Papage- nanamens TheresaDaxfreu- en, die stimmlich wie darstellerischkeineWünsche offen lässt. Danae Konora meistertdie mörderische Par- tie der Königinder Nacht mit allen Höhen und mit An- stand (Achtung: Szenisch sind Frauen bei dieser Pro- duktion Schlangen und Män- ner Raubvögel). Luke Stoker orgeltden Sa- rastro kultiviert herunter. KeithBernard Stonumfindet alsMonostatos kaum statt.Zu dieser sehr ambivalenten Fi- gur ist dem Leading-Team in Zeiten der politischen Über- korrektheit gar nichts einge- fallen. Sehr gut dafür die sehr emanzipiertenDrei Da- men der Königin der Nacht, die sich in Sexand the City"- Manier des Prinzen Tamino bemächtigen wollen. Eliza- beth Reiter, Nina Tarandek, Marie-Luise Dreßen kosten ihre Dialogevoll aus. Ach, Margarethen Abseitsderteilsjenseitigen plattdeutschen Dialoge hat Daniel Serafin in St. Margare- then ein wichtiges Zeichen gesetzt. Die Oper lebt im Steinbruch! 2020 kommt wirddannsicherlautPapage- nokein Krippenspielinder Wüste". Nee, det kann man sicheinfachnichtvorstellen. KURIER-Wertung:*****

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12 July 2019Peter Jarolin

Past Production Reviews

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Bastien und Bastienne, Mozart
D: Carolin PienkosCornelius Obonya
C: Heinz Ferlesch
Musikfestival Herbstgold: Schwungvoller Auftakt mit Mozarts "Bastien und Bastienne"

So muss das im Burgtheater gewesen sein Carolin Pienkos und Cornelius Obonya haben Mozarts Singspiel Bastien und Bastienne sanft aktualisiert und als Herbstgold-Prélude mit Verve und Könnerhand halbszenisch inszeniert: Es gibt wunderschöne Kostüme von Ágnes Hamvas, und Amélie Hois und Angelo Pollak demonstrieren in den Sprechpassagen hohe Schauspielkunst. So muss das im Burgtheater gewesen sein. Hois, eine Routinière in dieser Partie, singt die Bastienne mit einem Sopran, der so durchsetzungsfähig ist wie ihr Charakter. Pollak schüttelt den von sich selbst betrunkenen Bastien lässig aus dem Ärmel. Und Artyom Wasnetsov gibt den Zauberer Colas mit einem mächtigen, zisternentiefen Bass und russischem Akzent. Ein Riese seiner Zunft. Zusammen mit dem von Heinz Ferlesch zu swingender Finesse animierten Kammerorchester Barucco ergibt das in Summe ein amüsantes Mozart-Präludium im Haydnsaal des Schlosses Esterházy.

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12 September 2022www.derstandard.atStefan Ender
Die Zauberflöte, Mozart
D: Cornelius ObonyaCarolin Pienkos
C: Karsten Januschke
Allegorie der Menschenrechte

Allegorie der Menschenrechte CarolinPienkosundCorneliusObonyainszenierten DieZauberflöte inSt.Margarethen. Von RainerElstner Nach einem Jahr Zwangspause und Einigung im Subventions- Streit gibt es wieder Oper im Steinbruch inSanktMargarethen. Mit Mozarts Zauberflöte strebt man auch künstlerisch einen Neu- anfang an. Carolin Pienkos und Cornelius Obonya wurden enga- giert diezweiteOpernregiedes Theater-Ehepaares. Die beiden verzichten auf jegli- che Freimaurer-Symbolik. Im Fo- kus steht der Kampf der Ge- schlechter und Generationen: Die Zauberflöte als Coming of Age-Drama und Beitrag zur Me- Too-Debatte. Tamino flieht in der Eröffnungsszene nicht vor einer Schlange, sondern ist mit bei- den Armen durch lange rote Bän- der gefesselt und fleht um Befrei- ung aus der (elterlichen?) Um- klammerung. Vor allem im zweiten Akt spit- zen Pienkos und Obonya in den stark bearbeiteten Dialogen die Handlung auf grundlegende Fra- gen des gesellschaftlichen Zusam- menlebens zu: die Zauberflöte als Allegorie der Menschenrechte. Das verleiht der Figur der Pamina neue Facetten auch im Hinblick auf die Vergewaltigungsversuche durch Monostatos. Pienkos und Obonya überra- schende und überzeugende Lösun- gen etwa, wenn Papagena in Pa- pagenos Arie Ein Mädchen oder Weibchen einsteigt und sich die Geschlechter in der Repräsentation ihrer Wünsche und Begierden auf Augenhöhe begegnen. In Bezug auf das Reich Sarastros wirkt das Thema gut gemeint, aber aufge- pfropft: Sarastro muss die allge- meine Gleichberechtigung gegen die wütende Männerriege der Priester durchboxen. Das Finale birgt ein utopisches Moment: Die Königin der Nacht wird von Saras- tro nicht vertrieben, sondern Son- nen- und Nachtreich versöhnen sich in imperialer Geste. Das Bühnenbild von Raimund Bauer hebt das Geschehen auch kalischenAusarbeitung derArien. optisch ins Universelle. Der weiße Eine Zauberflöten -Version, die Kegel aus Kugeln wird als dreidi- mensionale Leinwand für Projekti- onen zu einem schnell verwandel- baren Bühnenhintergrund. Aus ei- nem Sternenhimmel wird so flugs ein schwindelerregender Tanz der Planeten oder eine beeindrucken- de Feuerwand. Zoten und bezaubernde Töne Für erhitzte Pausengespräche sorgt der Papageno: Schauspieler Max Simonischek spricht weder wienerisch noch ist er ein guter Sänger. Schikaneder,der Papageno der Uraufführung, war ja auch ein Schauspieler-Sänger, ließe sich ar- gumentieren. Meine Name ist Ge- no. Papageno kalauert Simoni- schek. Diese manchmal banalen Zoten wirken dank punktgenau ab- gelieferter Pointen überraschend frisch dawirddieTheatererfah- rung des Regieteams spürbar. In den Duetten mit Pamina reibt sich sein Sprechgesang mit bezaubern- den Tönen: Es ist pure Wonne, der Stimme der gebürtigen Rumänin Ana Maria Labin zu lauschen. Fo- kussiertes Vibrato trifft auf lupen- reineIntonation. In derselben Liga singt Luke Stoker er verleiht dem Sarastro Mächtigkeit, Dominanz und Agili- tät. Die Griechin Danae Kontora kann ihr kraftvolles Stimmmateri- al nicht immer im Zaum halten, die Folge sind kleine Intonations- Eintrübungen. Attilios Glaser (Ta- mino) tendiert gegen das kernig- metallische Ende des Tenorspekt- rums, Theresa Dax legt eine witzi- ge Performance als Zombie-Papa- gena hin. Die drei Damen sind ein stimmlich berückend ausgegliche- nes Trio, ebenso die Knaben aus dem Chor der St. Florianer Sänger- knaben. Das präzis musizierende Orchester der Budapester Philhar- monischen Gesellschaft ist ein Ge- winn, Dirigent Karsten Januschke ist an straffen Tempi interessiert, aber auch an der inhaltlich-musi- die Reise ins Burgenland lohnt. Oper Die Zauberflöte Von Wolfgang A, Mozart Carolin Pienkos und Cornelius Obonya (Regie) KarstenJanuschke (Dirigent) St. Margarethen

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12 July 2019Rainer Elstner