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Profile reviews

9
Du gehörst nur mir - Verdi: Rigoletto

Verdi: Rigoletto (Staatsoper Nürnberg). Stoibers Inszenierung ist durchweg aus dem Libretto entwickelt, sie tut dem Stück keine Gewalt an, bleibt durchweg nachvollziehbar. Ein kontrollsüchtiger Vater, der die Tochter abgeschottet hält - das kommt dem Typus Priklopil erschreckend nahe. Natürlich spitzt die Regisseurin die Handlung auf den monströsen Kriminalfall zu - für manchen im Publikum ist das schwer zu verdauen. Die Buhrufe für Stoiber und Schneider (Ausstattung) fallen am Ende leidenschaftlich aus. Die Bravostimmen aber auch, und das zu Recht: Hier ist eine überzeugende, spannende Inszenierung gelungen, mit scharf gezeichneten Figuren, feinen Details und souverän geführtem Chor.

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01 July 2016Eva Kröner
Das Unausweichliche, es zieht uns an

Händels Oratorien sind auf der Opernbühne längst etabliert. Welch musikdramatische Wucht in ihnen steckt, zeigen (...) Verena Stoiber und Konrad Junghänel mit "Israel in Egypt" in Potsdam. (...) Auch szenisch wird (die Aufführung) zum Ereignis, gelingt der jungen Regisseurin Verena Stoiber und ihrem Team (Bühne: Susanne Gschwender, Kostüme: Sophia Schneider) ein Abend aristotelischer Erschütterung. Im Kirchenschiff liegt ein überdimensionaler Sarg, besser: eine Sarglandschaft, die an sich schon von enormer metaphorischer Wucht ist, aber auch als vielfältig genutzter Auftrittsort für den szenisch wie musikalisch hervorragend agierenden Chor der Winteroper Potsdam dient - und ein makabres Geheimnis birgt. Noch während das Volk Israel sein Leid beklagt, öffnen sich vier der Särge, heraus kriechen die "Untoten". Drei Männer, eine Frau. Händel hat sie vorgesehen, doch nur als Stimmen. Verena Stoiber verwandelt diese Stimmen in leibhaftige Figuren; zeitlose Stereotypen, die für Religion, Kirche, Militär und Monarchie stehen, sprich: für die diversen Formen zuweilen totalitärer Macht. Ein brillanter Schachzug, weil es die Perspektive des Stücks ins Dramatische erweitert und konkrete politische Realität(en) evoziert.

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01 January 2017Jürgen Otten

Past Production Reviews

7
Israel in Egypt, Händel
D: Verena Stoiber
C: Konrad Junghänel
Krieg in der Friedenskirche - Händels "Israel in Egypt" an der Potsdamer Winteroper weiß zu verstören

Krieg in der Friedenskirche - Händels "Israel in Egypt" an der Potsdamer Winteroper weiß zu verstören. Regisseurin Verena Stoiber weiß das statische Oratorien-Chor-Epos in Bewegung zu versetzen, sie zerlegt und übersetzt die Geschichte vom Exodus in gesellschaftliche Handlungsmuster und ergänzt die Musik mit Gedichten der im Exil lebenden syrischen Lyrikerin Hala Mohammad, die vom Krieg berichten. (...) Diese neue Potsdamer Lesart des alten Händelschen Oratoriums ist aktuell, verstörend, aufregend. Und absolut sehens- und hörenswert.

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28 November 2016Christopher Warmuth
Das Rheingold, Wagner, Richard
D: Verena Stoiber
C: Guillermo García Calvo
Theater Chemnitz - Ringzyklus aus weiblicher Sicht

Verena Stoiber bot einen verheißungsvollen Auftakt. „Rheingold“ wurde von ihr mit einer klugen, auch politischen und vor allem menschlichen Sicht umgesetzt. (...) Diese szenisch in jeder Minute spannende, intelligente, heutige Inszenierung untermauerte die Robert-Schumann-Philharmonie mit ihrem neuen Generalmusikdirektor Guillermo García Calvo musikalisch mit einer ebenso überzeugenden Leistung.

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05 February 2018www.deutschlandfunk.deElisabeth Richter
Das Rheingold, Wagner, Richard
D: Verena Stoiber
C: Guillermo García CalvoFelix Bender
Der Ring in Chemnitz - Der frohe Gott

Ein Ring, vier Regisseurinnen: Verena Stoiber überzeugt zum Auftakt mit einem durchdachten und zutiefst menschlichen „Rheingold“. (...) Nur theoretisch macht es skeptisch: Will man als Frau engagiert werden, weil man eine Frau ist? Will man als Zuschauerin darauf gestoßen werden, dass der „weibliche“ Blick ein anderer ist, der männliche hingegen der Normalfall? Praktisch ist es offenbar sinnvoll und erforderlich, und der Chemnitzer Auftakt gab dem dortigen Intendanten Christoph Dittrich ohnehin recht. Lange kein so durchdachtes, gewitztes und ausgefeiltes „Rheingold“ gesehen wie das von Verena Stoiber.

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07 February 2018www.fr.deJudith von Sternburg
Der Freischütz, op. 77, Von Weber
D: Verena Stoiber
C: Daniele Squeo
Wie eine Dokusoap

Wie inszeniert man heute Carl Maria von Webers "Freischütz" – die deutsche Nationaloper? Regisseurin Verena Stoiber setzt am Badischen Staatstheater Karlsruhe ein originelles Konzept um. (...) Für ihre "Freischütz"-Konzeption waren Stoiber und Schneider 2014 beim renommierten Grazer Regiewettbewerb "Ring Award" mehrfach ausgezeichnet worden – dort hatten sie auch schon den zweiten Akt szenisch realisiert. Der Preis ist mehr als verdient. Denn der Inszenierung gelingt eine klare, konzise Zeichnung der Figuren. Max’ Psyche ist nicht stark genug, den Zwängen und Verlockungen einer bornierten Gesellschaft Paroli zu bieten. Bei Stoiber mutiert seine Liebe zu Agathe in einen kollektiven Hass auf das Weibliche – "Hure" schmiert er dorthin, wo eigentlich "Viktoria" stand. Das Ewig Weibliche zieht ihn nicht hinan, sondern hinab. Jäger verliert Frau. Eine Fallstudie, an deren Ursache Tradition und Kirche, die bei Stoiber gar nicht gut wegkommt und in Person eines Priesters auch die Rolle des Landesfürsten übernimmt, großen Anteil haben.

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15 October 2018www.badische-zeitung.deAlexander Dick
La finta giardiniera, Mozart
D: Verena Stoiber
C: Andreas Spering
#inselderliebe – Geiler Sommerspaß mit Mozarts „Gärtnerin aus Liebe“ in Weimar

Kurzweilig und turbulent: Das DNT schickt im Sommertheater am e-werk sein Publikum mit Mozarts „Gärtnerin aus Liebe“ in den siebten Datingshow-Himmel. Wunderbar! (...) Verena Stoiber war beflügelt von komödiantischen Blitzketten und fing das von ihr mit Gespür für persönliche Eigenheiten motivierte Ensemble auf. Zum Glück sind Opernsänger (in der Regel) keine Kandidaten-Routiniers. So zeigen kleine Schlacksigkeiten auch latentes Misstrauen gegenüber dem digitalen Emotionsspeech, gewinnt die Action sensitiven Tiefgang. Stoiber und der Mann am Dirigentenpult, Andreas Spering, ziehen an einem Strang. Sie beweisen: Im 21. Jahrhundert sind gerade die früher als irreal betrachteten Mozartschen Verwechslungsmomente aus „Così fan tutte“, „Don Giovanni“ und der hier im italienischen Original mit deutschen Dialog-Innovationen gegebenen „La finta giardiniera“ nicht mehr unlogisch, sondern höchstwahrscheinlich. Je durchgeknallter also, desto lebens- und gefühlsechter! (...) Am Ende des Abends wissen alle alles über polyamouröses Sandwich-Kuscheln und Sandschlachten der Superbräute. Endlich wieder echtes Theater!

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22 July 2021www.nmz.deRoland H. Dippel
Otello, Verdi
D: Verena Stoiber
C: Chin-Chao Lin
Große Oper

Große Oper. Verena Stoiber inszeniert am Theater Regensburg Verdis "Otello" und wandelt dabei die herrschenden Hygienebedingungen in einen interpretatorischen Clou um. (...) Zwar erzählt sie im Programmheft, was sie ursprünglich vorhatte, aber das, was ihr nun unter Wahrung aller Hygiene- und Abstandsregeln gelang, überzeugt grundlegend. Überhaupt ist der ganze Abend äußerst bemerkenswert.(...)Große Oper, der nichts fehlt.

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20 September 2020www.sueddeutsche.deEgbert Toll
Yevgeny Onegin, Tchaikovsky, P. I.
D: Verena Stoiber
C: Vladislav Karklin
Nur ein Traum von Liebe

Mit Frédérique Friess wurde eine ideale Tatjana gefunden. Dass das volle, weiche Timbre ihres Soprans, der sich zu glutvollen Höhen aufschwingen kann, besonders zur russischen Klanglichkeit passt, hat sie schon im "Zarewitsch" als Sonja bewiesen. Als Tatjana ist sie einfach göttlich.

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07 April 2008Edith Rabenstein